Am 4. März 2017 fand in Bad Hamm der langersehnte Patientenfachtag Myositis statt. Dieser war ein voller Erfolg und soll wiederholt werden. Organisiert wurde der Patientenfachtag vom Landesverband der DGM Nordrhein-Westfalen, dem Delegierten Michael Jehne und der Vorsitzenden Silke Schlüter der Diagnosegruppe Myositis. Bei Vorträgen und Diskussionen gab es für Betroffene, Angehörige, Therapeuten und Mediziner Neuigkeiten und Informationen zum Thema „Myositis“. Etwa 80 Interessierte wurden zwischen 9.30 und 10 Uhr im Kurhaus Bad Hamm herzlich empfangen.

Zusammenfassungen weiterer Vorträge:
> Myositis und Physiotherapie – worauf kommt es an?
> Schmerzen bei Myositis – Entstehung und Therapie
> Chronische Erkrankungen und Psychotherapie

Der erste von vier Themenkomplexen widmete sich konkret der Erkrankung Myositis:

Myositis: Verständliche Darstellung einer komplexen Erkrankung

Hier referierte Prof. Dr. Jens Schmidt von der Uniklinik Göttingen mit einem, für medizinische Laien, verständlichen und ausführlichen Vortrag.

  1. Einteilung und Charakteristika der Myositis

Hier erläuterte Prof. Dr. Jens Schmidt die Leitsymptome, Entstehung und Verlauf der verschiedenen Myositisformen. Dabei wurden auf die Dermatomyositis (DM), Polymyositis (PM), Nekrotisierende Myopathie (NM), Myositis bei Anti-Synthetase-Syndrom und Kollagenosen (Overlap Syndrom) und der Einschlußkörperchenmyositis (IBM) eingegangen.

  1. Informationen zu Mechanismen und Antikörpern

Da die Myositis u.a. durch eine Autoimmunreaktion entstehen kann, ist es möglich, bestimmte Antikörper im Blut nachzuweisen. Bei einer Autoimmunreaktion greift das eigene Immunsystem mit seinen Abwehrzellen körpereigene Zellen an und führt somit zu deren Zerstörung. In Folge dessen entzündet sich das betroffene Gewebe. Prof. Dr. Jens Schmidt stellte eine Übersicht der Autoantikörper vor und erläuterte anschaulich die Zuordnung zu den einzelnen Myositisformen. Anhand einer Grafik erklärte er die Mechanismen der Entzündung bei den verschiedenen Myositisformen.

  1. Diagnostik und Differenzialdiagnose

Die Diagnostik ist nicht einfach und muss immer im Zusammenhang mit einer Differentialdiagnostik geschehen. Zu Beginn steht immer die klinische Untersuchung anhand der Symptome des Betroffenen. Es erfolgen unterschiedliche Laboruntersuchungen wie z.B. Bestimmung von CK (Muskelenzym Kreatinkinase), Entzündungsparameter und verschiedene Autoantikörper. Ein EMG (Elektromyografie ), MRT der Muskulatur und als wichtigster Bestandteil der Diagnostik, die Muskelbiopsie, können wegweisend für einen Befund sein. Auch molekulargenetische Untersuchungen sind möglich, sowie ein PET-CT zur Tumorsuche z.B. bei Verdacht auf Dermatomyositis.

Differentialdiagnostisch sollten z.B. Muskeldystrophien oder Myopathien verschiedenster Art ausgeschlossen werden.

  1. Therapie / neue Therapiestrategien

Das Ziel einer Therapie ist die Entzündung zu unterdrücken und eine bleibende Muskelschwäche aufzuhalten bzw. zu vermeiden.

Die medikamentöse Therapie besteht in der Akuttherapie (z.B. hochdosiertes Prednisolon), der Basistherapie (z.B. niedrigdosiertes Prednisolon in Kombination mit Immunsupressiva wie z.B. mit MTX), alternative Therapie bei Nichtansprechen der Basistherapie (intravenöse Immunglobuline) und der Eskalationstherapie (z.B.Rituximab)

Zusätzlich ist es ganz wichtig, von Anfang an eine regelmäßige und kontinuierliche Physiotherapie (nicht zu intensiv) durchzuführen.

Ggf. sind Ergotherapie und Logopädie notwendig. Psychologische Betreuung, Reha -Maßnahmen, regelmäßige Verlaufsbeurteilungen und Überprüfung der Organfunktionen (z.B. Herz, Lunge, Schluckfunktion) sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden.

Bei der IBM kann ein Therapieversuch mit Immunglobulinen über 6 Monate durchgeführt werden.

  1. Beantwortung von Fragen aus dem Publikum

> Was ist der Unterschied zwischen Myositis und Myopathie?

Prof. Dr. Jens Schmidt: „Myopathie ist ein Synonym für Myositis und umfasst ein weites Spektrum verschiedener Muskelerkrankungen“

> Wie sinnvoll sind genetische Tests?

Prof. Dr. Jens Schmidt: „Bei Familien mit vielen Betroffenen kann ein Test hilfreich sein. Allerdings ist dieser sehr aufwendig und es gibt darüber noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse“

> Haben Cholesterinsenker Auswirkungen auf die Myositis?

Prof. Dr. Jens Schmidt: „Nur, wenn diese in maximaler Dosis gegeben werden“

> Wie lange nach Diagnosestellung einer DM ist eine PET-CT Untersuchung nach Tumoren sinnvoll?“

Prof. Dr. Jens Schmidt: „Dies ist eine Einzelfallentscheidung. Man rechnet bei einer DM ausgelöst durch einen Tumor max. bis drei Jahre nach Diagnosestellung mit dem Auffinden von Tumoren.“

Weiterführende inhaltliche Informationen finden Sie hier:

 (Bericht: Ina Krause)